Ein echter Schmied im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck und ein ganz besonderes Andenken

Ambros Mattes führt als Schmied beruflich junge Menschen ins Berufsleben - in seiner Freizeit sind es Besucher des Freilichtmuseums Neuhausen ob Eck, die fasziniert zuschauen und sogar mitschmieden dürfen. Auch ich hatte am letzten Tag meiner Donaubergland Reise Gelegenheit dazu - ein perfekter Abschluss mit einem ganz besonderen Andenken. Doch bevor es dazu kam, konnte ich allerhand mehr über unsere Vorfahren erfahren...

Ein viel zu kurzer Besuch im Freilichtmuseum

Ich habe am Morgen noch sehr viel Zeit, doch an viel Schlaf ist nicht zu denken. Die innere Uhr schmeißt mich an diesem Sonntag um sieben aus dem Bett; ich dusche und gehe runter in den Frühstücksraum. Zu früh, wie sich herausstellt, denn das Buffet ist noch gar nicht zubereitet. Kaffee geht aber immer - und so ziehe ich mir einen leckeren aus der Maschine und wackle wieder zurück. Rucksack packen - denn heute ist leider schon Abreisetag.

Eine halbe Stunde später kann ich dann ausgiebig frühstücken und verbringe die restliche Zeit damit, das Chaos in meinem Zimmer in einen Wanderrucksack zu sortieren. Um halb zwölf holt mich Anita vom Donaubergland-Tourismus ab und fährt mich nach Neuhausen ob Eck ins Freilichtmuseum.

Dieses Jahr gibt es Grund zum Feiern, erklärt uns Almut Grüner, Museumsleiterin und leidenschaftliche Sammlerin sehr ausgefallener Museumsstücke. Die gebürtige Schwäbin verweist nicht ohne Stolz auf die 30 Schätze im Freilichtmuseum, die anlässlich des 30. Geburtstages der Anlage liebevoll herausgesucht und für die Besucher zugänglich gemacht wurden. Mit einer eigens dafür angefertigten Schatzkarte lässt sich auf dem 18 Hektar großen Areal, mit den rund 25 Häusern, sehr seltene Ausstellungsstücke bewundern - zum Beispiel eine Flechtmaschine oder eine der ersten Feuerwehrleitern von 1917. 

Aber nicht nur die einzelnen Stücke sind ein Besuch hier wert - jedes dieser Häuser hat seine eigene Geschichte. Jene Häuser nämlich, oft über 200 Jahre alt, wurden vom früheren Standort auseinandergebaut und im Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Man mag sich kaum ausdenken, mit welchem Know-How und welcher herausragenden Arbeitsleistung dies geschehen ist - und immer wieder geschieht. Eins dieser Häuser ist dieses Jahr "Haus des Jahres 2018": die 222 Jahre alte Stallscheune aus Haberstenweiler bei Salem/Bodenseekreis darf ich gleich zu Beginn bestaunen und gleichzeitig dem nicht enden wollenden Wissensquell von Frau Grüner lauschen. "Bitte geben Sie mir Bescheid, wenn ich zu viel erzähle!" bittet sie mich. Doch ich kann mich ihren aufschluss- und lehrreichen Geschichten kaum entziehen. Trotzdem: die Zeit drängt - schließlich soll ich noch den Donaubergland-Helden kennenlernen!

Von einem dunklen Schwarzwald-Haus mit den typisch roten Balkonblumen und wieder sehr wissenswerten Geschichten zum Zusammenleben der Familien hier, führt uns Frau Grüner an ein Haus, welches damals für Tagelöhner gebaut war. Neun Personen sollten damals hier drin geschlafen, gegessen und gelebt haben - auf schätzungsweise 55 qm. Schließlich gehen wir weiter und erreichen den Marktplatz, samt Kirche und einem begehbaren Kaufhaus mit allerhand Krimskrams aus längst vergangenen Tagen. Hier müssen wir uns leider schon von Frau Grüner verabschieden, denn nun folgt der nächste und letzte Programmpunkt: das Treffen mit dem Schmied und Donaubergland-Helden Ambros Mattes.

Vorsicht: heißes Eisen!

Eisen und Feuer spielen im Leben von Ambros Mattes eine große Rolle. Im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck steht er ehrenamtlich in der historischen Dorfschmiede am Feuer. Ich darf ihm, mit ein paar anderen Besuchern, beim Herstellen einer Schmiedezange zusehen und bin positiv erstaunt, mit welcher Handfertigkeit er diese aus dem Eisen zaubert. Mit einem Feuer, dass er auf über 1200 °C aufheizt und nur mit Luft und Schmiedekohle am Laufen hält, bearbeitet er das hochwertige Material. Demonstrativ zeigt er uns mit einigen (gewollten) Feuerfunken, dass auch das Schweißen in dieser einfachen Arbeitsumgebung möglich ist. Irre. Unglaublich laut ist es hier in diesem Raum und ich erfahre dann auch gleich, wieso.

"Möchten Sie auch mal etwas schieden?" fragt mich Herr Mattes. "Und ob!" feuert es aus mir heraus. Dann darf ich hinter die Absperrung und werde erst mal mit Schürze, Beinschutz und Handschuhen ausgestattet - schließlich soll ich mich ja nicht verbrennen. Dann geht es auch schon los: ein Nagel soll es werden. Meinen Hammer halte ich mit beiden Händen ganz fest und darf immer dort hin klopfen, wo auch Herr Mattes seinen Hammer drauf haut. Das ist aber einfacher gesagt als getan... Wenn ich mich nicht 100 % ig auf die Stelle konzentriere, wird der Nagel krumm und schief. Ich sag mal so: ein Naturtalent bin ich nicht :D

Dann gibt mir Herr Mattes einen Tipp: um Kraft beim Hochziehen des Hammers zu sparen, schlägt der Schmied gelegentlich neben das zu bearbeitende Material. Durch die Härte des Hammers und des Stahls springt der Hammer in die Höhe und entspannt gleichzeitig die Armmuskeln - macht aber auch einen gehörigen Lärm.

Dank seiner guten Einweisung schmieden wir den Nagel fertig und fangen an, ihn zu einem Anhänger weiter auszuarbeiten. Das habe ich nicht erwartet und freue mich sehr darüber, als mir das klar wurde :) Noch ein bisschen hier und da klopfen, dann noch vorsichtig im Wasser auskühlen lassen und mit einer Bürste verfeinern: schon halte ich mein Andenken aus dem Donaubergland, geschmiedet mit dem Helden, in meinen Händen. Großartig!!

Die Tage hier sind nun für mich gezählt, denn um 15 Uhr steige ich in den Zug Richtung Saarbrücken. Am Bahnhof halte ich mein Andenken fest und lasse die Erlebnisse nochmal Revue passieren:

... all das halte ich hier als Symbol in meinen Händen - zumindest solange bis mich der ankommende Zug aus den Gedanken reißt...

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