Wenn wir es nicht schon vorher vermutet hätten – jetzt sind wir sicher. Es geht nichts über die Empfehlungen und Kenntnisse eines Ortsansässigen, der seine Region liebt und wie seine Westentasche kennt. Natürlich sind die vorgeschlagenen Rundwanderwege und Streckenwanderungen im Müllerthal schon ein Erlebnis… aber nachdem wir uns in die Hände von Robi und Linda gegeben haben, haben die für uns Wege und Eindrücke miteinander kombiniert, die wir nie so gegangen wären. Und da hätten wir einiges verpasst.
Nach einem gemütlichen Frühstück im Trail Inn starten wir unsere Tour direkt vom Hotel aus. Auf dem Mullerthal Trail Route 2 geht es in Richtung Müllerthal noch ein Stück durch Berdorf und dann in den Wald hinein.
Der Weg führt parallel zu einem Bach und schnell sind wir umschlossen von fast tropischem Klima. Die Feuchtigkeit des Waldbodens steigt auf und uns tropft schon bald der Schweiß von der Stirn. Die beeindruckenden Sandsteinfelsen – ebenfalls durch ihre schwammartige Substanz Feuchtigkeitsspeicher – tun ihr übriges. Auch die Vegetation gleicht einem Urwald. Unglaublich, dass wir uns nur wenige Meter von der Zivilisation entfernt haben. Wir könnten auch in Brasilien im Busch sein.
Als sich das Bachtal öffnet, stehen wir in einem weiten Tal und staunen mit heruntergekipptem Unterkiefer. Hier ist es einfach wunderschön und strahlt eine unheimliche Sicherheit und Ruhe aus. Leider ist es schwer, diese Eindrücke auf Fotos zu bannen – ihr müsst selber vorbeikommen und es euch ansehen. Dann werdet ihr verstehen, warum dieses Tal unser #schatz09 ist.
Bevor wir den Mullerthal Trail verlassen, statten wir noch der Hölle einen Besuch ab. Bei ihr handelt es sich um eine etwas breitere Felsspalte, die tief in den Sandstein hinein führt und ganz hinten in ihrem Inneren einen Geocache verbirgt.
Kaum stehen wir vor dem Eingang spüren wir die erfrischende Kühle des Sandsteins und sobald wir eingetreten sind, verändert sich die Lufttemperatur von den schwülen 30° C auf die im Fels konstant herrschenden 9 – 11° C. Damit wäre klar – das Höllenfeuer gibt es nicht – der Teufel mag es lieber kühl.
Mit Taschenlampe bewaffnet gehen wir in die Höhle hinein. Als wir aufrecht nicht weiter kommen, krabbeln wir unter einem Felsvorsprung durch und Marc klettert noch ein Stück rauf, um schließlich den Cache zu finden. Es ist wirklich toll hier mitten im Sandstein. Solltet ihr einmal hier sein, packt euch auf jeden Fall eine Taschenlampe in den Rucksack und verlasst den Trail um abseits der Wege diese Höhle zu erkunden. Sie ist, egal ob mit oder ohne Cache, unser #schatz10.
Wieder draußen, haben drei von uns vier ein Problem. Unsere Brillen beschlagen erbarmungslos bei dem erneuten Temperaturwechsel. Es fühlt sich an, als würde man im Zoo ein Tropenhaus betreten. Puuuhhh.
Jetzt gehen wir ein Stück den Weges zurück, verlassen den Trail und steigen über eine steile und glitschige Treppe in eins der vielen Sandsteinlabyrinthe ein – das Abenteuer im Ruetzbaach Plateau (#schatz11) kann beginnen.
Rauf auf den Stein, runter vom Stein, durch den Stein hindurch, unter dem Stein entlang, neben dem Stein her… schnell haben Marc und ich die Orientierung verloren. Da machen uns Robi und Linda auf die Nummerierungen an den Spalten und Durchgänge aufmerksam. Ein Verlaufen ist hier – auch ohne Wanderführer – nicht möglich. Man kann sich in den Felsspalten treiben lassen und jeden Weg nehmen, der schreit „Quetsch die her durch“ und „Komm hier rauf“. Am Ende einfach der Nummerierung in auf- oder absteigender Reihenfolge folgen und man kommt wieder auf einen Weg. Das einzige Limit ist hier der eigene Mut – manche Passagen sind so eng, dass wir die Rucksäcke ausziehen müssen. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich die Zeit zu nehmen, in den Fels einzutauschen. Das ist für groß und klein ein Erlebnis, welches man so schnell nicht vergessen wird.
Immer wieder geht es steile Metalltreppen hinauf (Achtung, rutschig) und wir kommen an so spannende Orte wie die Räuberhöhle, den Adlerhorst und landen schließlich auf der Teufelsinsel – ganz oben auf dem Plateau. Wenn man genau hinsieht, kann man hier noch die Hufspuren erkennen, die der Teufel bei einem seiner wilden Tänze auf dem Fels hinterlassen hat. Die Teufelsinsel ist unser #schatz12 – kommt hier rauf und ihr werdet sehen warum. Wieder mal sind wir von soviel einmaliger Natur erstaunt. Auf die Teufelsinsel kann man sich schön zurückziehen, um die Ruhe und die Sonne zu genießen und auf den Felsen zu pausieren. Außerdem gibt es einen ganz tollen Blick bis nach Beaufort – unserem heutigen Tagesziel.
Wir verlassen die Teufelsinsel und kommen am Wanterbaach vorbei. Die Sandsteinfelsen hier sind speziell als Kletterfelsen ausgewiesen und entsprechend mit Karabinern „vorbereitet“. An allen anderen Felsen ist das Klettern verboten. Der Sandstein ist einfach zu empfindlich und porös und soll ja auch noch für spätere Generationen erhalten bleiben. Hier am Wanterbaach ist Klettern aber ausdrücklich erwünscht und es ist sogar ziemlich viel los.
Weiter geht es erst mal rauf zum Kassel (ein Aussichtspunkt über die Sauer Richtung Deutschland) und dann wieder runter nach Grundhaff,einem kleine Ort mit ca. 50 Einwohnern. Hier überqueren wir aber nur kurz die Straße und machen uns dann auf der anderen Seite wieder an den Aufstieg. Über einen sehr schlammigen Pfad rutschen wir mehr als das wir gehen und kommen nach wirklichen anstrengenden 200 Höhenmeter (zählen die nicht eigentlich doppelt, wenn man diese bei gefühlten 80 % Luftfeuchtigkeit geht?) auf einen breiten, trockenen und ebenen Waldweg.
Eigentlich langweilig, aber wir freuen uns einmal nicht auf den Weg achten zu müssen, sondern gemütlich voran zu kommen. Die Schlittenpartie war wirklich kräftezehrend. Dann geht es nochmal ein Stück bergauf und wir fangen gerade an, uns zu fragen, wann es wohl etwas zu Essen gibt, da ereichen wir einen reich gedeckten Picknicktisch und den lächelnden Pol (Robis Praktikant), der uns mit kühlen Getränken und allerlei Leckereien aus der Region begrüßt.
Es gibt Käse aus Berdorf und Wurst aus Beaufort. Köstliches Brot, Obst, Riesling-Pasteten, Pate, Sülze und Madeleines. Natürlich darf der eine oder andere regionalen Schluck zur Stärkung auch nicht fehlen. Das tat gut – die regionalen Produkte aus dem Müllerthal und unser #schatz13! Genau zur richtigen Zeit – immerhin waren wir schon gut drei Stunden unterwegs. Wir genießen den tollen Ausblick und das leckere Essen, plaudern über dies und das und hätten noch ewig hier sitzen bleiben können… machen uns aber nach knapp einer 3/4 Stunde wieder auf den Weg, um noch die restlichen gut vier Kilometer unserer heutigen Runde zurück zu legen.
Der Weg geht abwärts und wir stoßen auf den Mullerthal Trail Route 3, der uns durch ein verzaubertes Flusstal führt. Wasser spielt ja im Müllerthal eh eine große Rolle. Durch den Sandstein, der wie ein Schwamm das Wasser aufsaugt, gibt es hier recht viele Quellen und Bäche. Das Wasser ist klar und es gibt sandigen aber auch steinigen Bachboden. Früher standen hier mal viele Mühlen, die dem Tal auch seinen Name gaben – wenn man mit offenen Augen wandert, sieht man noch einzelne Randbefestigungen an Stellen, wo einmal Mühlen gestanden haben. Leider werden es aber immer weniger. Gerne wären wir zur Abkühlung in den Fluß gesprungen, konnten uns aber gerade noch beherrschen.
Das Tal ist wirklich wunderschön und man kommt sich vor wie in einer anderen Welt. Überall wächst üppiges Farn – kein Wunder bei der hohen Luftfeuchtigkeit, die hier herrscht.
Nach insgesamt 14 tollen und abwechslungsreichen Kilometern erreichen wir das Chateau Beaufort, wo wir uns erstmal einen „Ziel-Kaffee“ genehmigen. Robi erzählt uns, dass das angrenzende Schloß noch bis vor zwei Jahren bewohnt war. Seit die letzte Bewohnerin (und ehemalige Besitzerin) verstorben ist, befindet es sich in staatlichem Besitz und kann besichtigt werden. Die ganze Anlage ist sehr gepflegt und aufgeräumt und ist unser #schatz14 – nicht zuletzt wegen dem köstlichen Cassero, der uns während unseres Wochenendes hier immer wieder über den Weg und in die Kehle läuft.
Jetzt geht es mit dem Auto zurück ins Hotel – erstmal duschen. Das tut gut und nach einer kurzen Pause sind wir dann bereits fürs Abendessen. Was die beiden sich wohl ausgedacht haben? Wir lassen uns überraschen.
Und wie immer zum Schluß eine Fotogallerie
Ein Gedanke zu “Die verwunschenen Täler und engen Felsspalten des Müllertals – Schätze abseits der Wege”
Ihr müsst euch wie in einem Zauberwald vorgekommen sein! Die Schluchten können mit der Samariaschlucht in Griechenland konkurieren. So tolle Sandsteinfelsen gibt es bestimmt nicht viele. Nur gut, dass es dazwischen auch mal eine Stärkung gibt. Ihr seht immer so frisch und munter aus!!! Linda und Robi machen das ja hervorragend.